Konjunktur schwächer, aber keine Rezession
Die Politik dominiert weiterhin die Schlagzeilen. Immer neue Ankündigungen stellen den Finanzmärkten Hürden in den Weg. Gleichwohl stellen wir auch fest, dass die Firmengewinne davon in der Summe bisher kaum betroffen sind (erstes Quartal im Jahresvergleich: USA +12%, Europa +4%). Doch wie lange können die Unternehmen noch standhalten? Umfragen von Konsumenten und Firmen, sogenannte Soft Data, deuten bereits auf eine Eintrübung hin. Im Gegensatz dazu belegen die harten Konjunkturdaten («Hard Data») besonders in den USA eine weiterhin robuste Aktivität, zum Teil aufgrund von vorgezogenen Ausgaben oder Lageraufbau.
Wir rechnen unter dem Strich mit einem geringeren Wachstumstempo in den USA, aber für eine Rezession sind Haushalte und Firmen zu wenig verschuldet. Bis sich dieses Szenario durchsetzt, sind nach der Rückkehr auf Aktienhöchststände wieder verstärkte Kursschwankungen wahrscheinlich. Darum bleiben wir mit der Aktienquote ausgeglichen in unserer Strategie.
Finanzmärkte vs. US-Regierung: Wer behält die Oberhand?
Kurzfristig ist ein weiterer Gefahrenherd zu beachten: Wird als nächstes das abermals hohe US-Budgetdefizit die Märkte ins Schleudern bringen? Der Ausgang des ersten Kräftemessens zwischen den Aktienmärkten und der US-Administration ging nach dessen Zollankündigungen im vergangenen April zugunsten der Investoren aus. Bereits haben nun die «Bond vigilantes» und die Rating-Agenturen ihr Unbehagen zur angestrebten US-Fiskalpolitik mit einem Anstieg der Renditen in 10-jährigen US-Staatsanleihen auf 4.5% bzw. mit einer Herabstufung auf Aa kundgetan. Das zweite Kräftemessen deutet erneut auf einen Vorteil für die Finanzmärkte hin. Wir sehen Opportunitäten bei diesem Renditeniveau, das in der Vergangenheit kaum über der Inflation gelegen ist (siehe Grafik unten). Insbesondere bevorzugen wir britische und australische Staatsanleihen. Auch sie wurden in den Sog der USA gezogen, weisen aber bezüglich Inflation und Staatsfinanzen ihrer Emittenten Vorteile auf. Schliesslich rechnen wir mit einer moderaten Inflation und sinkenden Leitzinsen. Dies gilt auch bei Anleihen von Schwellenländern, die wir weiterhin bevorzugen. Hingegen ist das Kurspotenzial von Firmenanleihen nach der Rückkehr der Kreditprämien auf knapp 100 Basispunkte unserer Meinung nach winzig.