Klimabewusst investieren - darauf ist zu achten

Der Klimawandel ist ein komplexes Problem, das nach wirksamen Lösungen sucht. Doch nicht alle Lösungsanbieter werden zu den Gewinnern zählen, mahnt René Nicolodi im Gespräch mit Martin Spieler. Zentral ist beispielsweise, dass sich Wachstum auch in Profitabilität manifestiert.

René Nicolodi, Leiter Aktien- und Themeninvestments, über Klimaschutz-Investitionen in der Sendung «Geld» (Quelle: CH Media/Tele 1)

Martin Spieler: Was bringt es dem Klima, wenn Anlegerinnen und Anleger ihr Geld in den Klimaschutz investieren?

René Nicolodi: Damit wird Geld jenen Geschäftsfeldern zugeführt, welche es für Investitionen in klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen benötigen. Gleichzeitig können Aktionärinnen und Aktionäre vor allem bei liquiden Firmen über Stimmrechtswahrnehmung und im direkten Dialog mit der Unternehmensführung Klimaschutzmassnahmen unterstützen oder einfordern. Aus sich der Anlegerinnen und Anleger wird die Dekarbonisierung Gewinner und Verlierer hervorbringen. Diese Chancen zu nutzen bzw. Risiken zu vermeiden, ist ein wichtiges Element für künftige Anlageentscheidungen.

Wo liegen denn die grössten Anlagechancen?

Der Klimawandel ist ein komplexes Problem, das nach wirksamen Lösungen sucht. Anbieter solcher Lösungen werden von einer steigenden Nachfrage und entsprechendem Wachstum profitieren. Idealerweise unterstützt die Politik klimafreundliche Produkte und Dienstleistungen. Für Anlegerinnen und Anleger ist es entscheidend, jene Lösungsanbieter zu identifizieren, die profitabel sind und finanziell auf gesunden Beinen stehen.

Welche Kriterien gibt es zu beachten, wenn man nachhaltig und profitabel investieren will?

Zum einen ist es wichtig zu erfahren, wie gross der Dekarbonisierungseffekt eines Sektors und dessen Firmen ist. Zum anderen gilt es die Wachstumstreiber der einzelnen Sektoren zu erfassen. Erneuerbare Energien haben andere Treiber als beispielsweise die Elektromobilität oder die Energieinfrastruktur. Und diese unterscheiden sich wiederum von jenen des Wassertechnologie-Sektors. Die Absatzmärkte und Wachstumstreiber en Detail zu verstehen, ist eine zwingende Voraussetzung für den langfristigen Anlageerfolg.

Die Gefahr des sogenannten Greenwashings schwingt bei als grün gekennzeichneten Anlageprodukten immer mit. Wie lässt sich die Greenwashing-Falle umgehen?

Greenwashing beschreibt ein Missverhältnis zwischen dem was kommuniziert und was in Tat und Wahrheit umgesetzt wird. Mit Blick auf die Auswahl von Anlage­produkten, die mit Klimaschutz werben, ist es zentral, dass die Anlage­beratung transparent aufzeigt, was ein solches Produkt zu leisten vermag und was nicht. Hier stehen die Anbieter solcher Anlageprodukte in der Pflicht.

Längst nicht alle im Klimaschutz-Bereich tätigen Unternehmen sind erfolgreich. Wie lassen sich die guten von den schlechten unterscheiden?

Elementar wichtig ist: Wachstum muss sich in Profitabilität übersetzen lassen. Deshalb ist die Fundamental­analyse der verschiedenen Klimaschutz-Bereiche und deren Firmen eine ganz zentrale Aufgabe. Was sind die Wachstums­treiber? Wie hoch ist der Wirkungsgrad von Technologien hinsichtlich Klimaschutz? Wie gross ist das Absatz­markt­potenzial? Wie sind die Markt­eintritts­barrieren ausgestaltet und wie dynamisch verändern sich diese? Auf diese Fragen braucht es verlässliche Antworten.

In Klimaschutz investieren und gleichzeitig ein möglichst optimales Rendite-Risiko-Verhältnis erzielen, ist die hohe Kunst des Anlegens. Wie lässt sich das erreichen?

Mittels Diversifikation. Das heisst, über diverse Klimaschutz­bereiche und -sektoren sowie länder­übergreifend Investieren. Das gelingt in der Regel am besten über eine Fondsanlage. Wie immer gilt: Vor der konkreten Investition ist es stets ratsam, eine professionelle Anlageberatung in Anspruch zu nehmen.

 

Dieses Interview wurde erstmals in leicht veränderter Form in der Sendung «Geld» vom 12. April 2024 auf Tele 1, Tele M1 und TVO ausgestrahlt.