«Fallen die Zinsen, dann steigen die Obligationen­kurse»

Obligationen werfen wieder Rendite ab – das gilt auch für Schweizer Staats­obligationen. René Nicolodi, Leiter Aktien- und Themen­investments, erklärt im Interview, worauf Anlegerinnen und Anleger beim Kauf von Obligationen achten sollten.

René Nicolodi im Gespräch mit Martin Spieler in der Sendung «Geld» (Quelle: CH Media/tele1)

Martin Spieler: Obligationen erleben zwar eine Renaissance. Gleichwohl liegt die Rendite von sehr sicheren Titeln – wie etwa jene der «Eidgenossen» – nach wie vor unter der Inflation.

René Nicolodi: Dem ist so. Die Durchschnitts­rendite für Schweizer Bundes­obligationen mit einer Laufzeit von zehn Jahren liegt derzeit bei unter 1 Prozent. Zum Vergleich: Im Januar 2024 lag die Inflationsrate in der Schweiz bei 1,3 Prozent. Anlegerinnen und Anleger, die ihr Geld ausschliesslich in Schweizer Bundes­obligationen investieren, können die gestiegenen Preise derzeit nicht über die Rendite kompensieren.

Mehr Rendite bieten Unternehmensobligationen. Wie sieht in diesem Segment das Rendite-Risiko-Verhältnis aus?

Die Rendite des Swiss Bond Index für Unternehmensanleihen lag 2023 bei gut 5,5 Prozent, das nach einem schwächeren Vorjahr. Derzeit beträgt die erwartete Rendite zwischen 1,5 bis 2 Prozent. Das minimale Rating im Swiss Bond Index für Unter­nehmens­anleihen liegt bei BBB-. Das Durchschnitts­rating liegt bei A-.

Obligationen sind zwar preisstabiler als Aktien, dafür reagieren sie sofort auf Zinsänderungsrisiken. Was gilt es dabei zu beachten?

Bei Obligationeninvestments gilt: Steigen die Zinsen, führt das bei bestehenden Obligationen zu Kursverlusten, weil neu herausgegebene Obligationen höher verzinst werden. Das heisst auch: Fallen die Zinsen, dann steigen die Preise für Obligationen. Obligationen mit längeren Laufzeiten sind von Zinsänderungen stärker betroffen, weil es länger dauert, bis das Kapital zurückbezahlt wird.

Wie attraktiv gestalten sich derzeit Obligationen in Dollar und Euro?

Auf den ersten Blick sind USD- oder Euro-Staatsanleihen sehr attraktiv im Vergleich zu Schweizer Staatsobligationen. US-Staatsanleihen rentieren gut 4, Staatsanleihen in Euro je nach Land zwischen 2,5 und 4 Prozent. Aber, mit Investitionen in Fremd­währungen gehen Anlegerinnen und Anleger Fremdwährungsrisiken ein.

Die Gefahr, dass Währungsverluste die gesamte Rendite wieder wegfressen ist somit real?

Das kann drohen und passiert auch. So hat etwa der Euro gegenüber dem Franken binnen eines Jahres rund 4 Prozent eingebüsst, bei US-Dollar waren es 6 Prozent gewesen. Anlegerinnen und Anleger können sich gegen Währungs­risiken absichern, das kostet aber. In der Praxis sollte nicht das ganze Währungs­risiko in einem Portfolio abgesichert werden, da Währungen erstens als Diversifikations­quelle und zweitens als Rendite­quelle fungieren könnten.

Wie lautet Ihr Rezept für Obligationeninvestorinnen und -investoren?

Für Privatinvestorinnen und -investoren ist es am einfachsten in einen Obligationen­fonds zu investieren, der diverse Schuldner und Laufzeiten berücksichtigt – sprich breit diversifiziert anlegt. Gleichzeitig gilt es, bei der Fondswahl einen Blick auf die Netto-Fondsrenditen zu werfen. Und generell ist wie immer ratsam, vor der konkreten Geldanlage das Gespräch mit der Kundenberaterin, dem Kundenberater zu suchen.  


Dieses Interview wurde erstmals in der Sendung «Geld» am 15. März 2024 auf Tele 1, Tele M1 und TVO ausgestrahlt.