Im Osten viel Neues

Kaum scheint die Corona-Pandemie ihr Ende zu finden, erschüttert ein Krieg die Finanzmärkte. Russland hat am 24. Februar mit dem Ziel der «Entmilitarisierung» die Ukraine breitflächig angegriffen. Dieser Angriff ein humanitäres Desaster, ein Angriff, der die politische Landschaft tiefgreifend verändern dürfte. Die Finanzmärkte haben in etwa so reagiert, wie man dies erwarten konnte. Aktien und Unternehmensanleihen verloren an Wert, während Rohstoffe, Gold und Staatsanleihen profitieren konnten.

Stefano Zoffoli und Anja Hochberg

Das Ausmass der Aktienkorrektur entspricht bisher ziemlich genau demjenigen bei einer «klassischen» geopolitischen Krise; in der Vergangenheit wurden Aktienverluste jeweils schnell wieder wettgemacht. Der Anteil Russlands und der Ukraine am globalen Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt zusammen nur rund 3%. Von der Börsenweisheit «Kaufen, wenn die Kanonen donnern» lassen wir uns bei dieser Krise dennoch nicht leiten. Warum?

Dieser Krieg kommt für die globale Wirtschaft zu einem ausserordentlich schlechten Zeitpunkt. Die Inflationssorgen nehmen aufgrund der weiter in die Höhe schiessenden Energiepreise nochmals zu. Die Zentralbanken werden so in eine noch schwierigere Lage versetzt. Die US-Zinskurve ist nicht mehr weit von der Inversion entfernt, was oftmals einen anstehenden Abschwung antizipiert. Der Effekt der sehr hohen Rohstoffpreise auf Inflation und Konsumenten ist angesichts der robusten Konjunktur noch – die Betonung liegt auf noch – zu verkraften. Wir bleiben eher vorsichtig. Wir behalten unser Übergewicht in Rohstoffen bei, bleiben bei Aktien neutral positioniert und kaufen bei Schweizer-Franken-Obligationen etwas dazu.

  • US-Techtitel haben seit Anfang des Jahres aufgrund der steigenden Zinsen rund 20% verloren und sind damit in einem Bärenmarkt.
  • Der Nasdaq ist nun aber überverkauft und dürfte unter dem Ukraine-Konflikt relativ wenig leiden.
  • Da nun die Bewertung der Nasdaq-Aktien dank der hohen, zuletzt ausgewiesenen Gewinne auf ein «vernünftiges» KGV von 23 verringert wurde, reduzieren wir unser Untergewicht in US-Techtiteln.
  • Der kanadische Aktienmarkt zeigt sich mit einem Jahresverlust von weniger als 5% relativ robust (MSCI World: -13%).
  • Der Markt profitiert dank seines Schwergewichts in den Bereichen Energie, Banken und Minenbetreibern von den hohen Rohstoffpreisen und steigenden Zinsen.
  • Da auch die Fundamentaldaten stimmen, verdoppeln wir unser Übergewicht auf 2%.
  • Trotz des Anstiegs der Renditen bei den 10-jährigen Eidgenossen in den positiven Bereich bleiben CHF-Anleihen grundsätzlich unattraktiv. Der starke Abbau von CHF-Bonds während der letzten Jahre hat zu einer verbreiteten Unterpositionierung geführt.
  • Die Nachfrage nach diesem klassischen Safe-Haven wird nun aufgrund der anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten wieder anziehen.
  • Wir reduzieren deshalb unser Untergewicht auf 1% und sind somit etwas defensiver aufgestellt.

Asset Allocation Spezialmandate März 2022

Relative Gewichtung gegenüber der strategischen Asset Allocation (SAA) in % im Februar und März 2022 (Quelle: Zürcher Kantonalbank)

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