Don't worry, be happy… (for now)

Die Börsenparty ist nach wie vor im vollen Gange. Wir feiern mit, bleiben aber nüchtern.

Text: Stefano Zoffoli

An den Aktienmärkten herrscht nach wie vor Partystimmung. (Bild: iStock.com)

Der S&P 500 hat die magische Grenze von 5'000 Punkten geknackt und der japanische Nikkei hat sein Allzeithoch von 1989 endlich wieder erreicht. Dies, obwohl die Notenbanken allzu optimistischen Hoffnungen von raschen Zinssenkungen inzwischen gedämpft haben. Bestärkt werden die Börsenbullen durch die hohe Firmen­profitabilität, die sich in der Berichtssaison an den anhaltend hohen Margen (trotz mässigem Umsatz­wachstum) ablesen lässt. Das in Kombination mit einer robusten Konjunktur in den USA und der stetig expansiven Fiskal­politik lässt ein Goldilocks-Szenario realistisch erscheinen – don't worry, be happy!

Warnschilder am Horizont

Gewisse Indikatoren warnen nun aber vor einer überhöhten Euphorie. Extremwerte sind allerdings noch nicht erreicht. Ähnlich sieht es bei den Bewertungen aus, so notiert das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der globalen Aktienmärkte bei 18,5 (auf der Basis von erwarteten Gewinnen). Höher war es in den vergangenen 20 Jahren nur während der Rally nach Corona (KGV von 21). Die Gefahr einer Blasenbildung, provoziert durch die Hoffnungen in die künstliche Intelligenz, ist real. Wir denken allerdings, dass der Höhepunkt noch nicht erreicht ist und gehen deshalb mit dem Momentum.

Schutzwall gegen Inflation

In unseren Portfolios verkaufen wir deshalb Small Caps, welche nicht vom Fleck kommen und kaufen im Gegenzug globale Aktien mit starkem Momentum. Früher oder später dürfte allerdings zum einen das Dilemma der Zentralbanken wieder in den Vordergrund rücken, denn eine starke Konjunktur in Kombination mit Zins­senkungen lässt die Inflation wieder ansteigen.

Zum anderen sind deutliche Kostensenkungen notwendig, um die hohen Margen zu halten. Wir fahren deshalb nur ein leichtes Aktien­übergewicht und sichern uns mit Inflationsgeschützten Staatsanleihen und Gold gegen steigende Inflations­erwartungen ab. Bei den Obligationen bleiben wir darum im Untergewicht, erhöhen nach dem jüngsten Renditeanstieg aber wieder die Duration.

Wie schätzen wir die Finanz­märkte aktuell ein und wie sind wir positioniert?

  • Durch die starke Korrektur von China (-60% seit dem Höchststand im 2021) ist der MSCI EM deutlich besser diversifiziert: China 23%, Indien 18%, Taiwan 16%, Korea 12%, Brasilen 6% etc
  • China baute in den letzten Wochen Momentum auf und dürfte bald aus dem Abwärtstrend ausbrechen. Das KGV ist mit 10 weiterhin enorm tief, die strukturellen Probleme bleiben allerdings bestehen.
  • Indien ist zwar sehr teuer, das Momentum und das Gewinnwachstum ist aber unglaublich stark. Korea und Taiwan laufen dank dem IT-Sektor ebenfalls gut.
  • US-Versicherungen haben mit starken Gewinnrevisionen aufgetrumpft, da Preiserhöhungen gut weitergegeben werden können, die Margen sind hoch.
  • Mit einem KGV von 11 liegt der Sektor ziemlich genau im langjährigen Schnitt und ist somit nicht teuer. Das relative Preismomentum ist stark.
  • Versicherungen profitieren bei höheren Zinsen und sind preissensitiver als Banken. Sie fungieren somit als Hedge gegen steigende Zinsen.
  • Die Verschuldung ist tief (Debt/Equity 41 vs Welt 133) und die Free Cash Flow Yields hoch (11% vs. 4% Welt).
  • Der Australische Dollar ist gemessen an seiner Historie sehr günstig bewertet, eine allfällige Erholung in China könnte zu einer starken Aufwertung führen.
  • Das Renditeniveau ist mit über 4% bei den 10-jährigen Staatsanleihen attraktiv und wir erwarten deutlich weniger Zinssenkungen von der Reserve Bank of Australia als von den anderen Zentralbanken.
  • Durch den Kauf von AUD-Bonds reduzieren wir unser Durationsuntergewicht in unseren Portfolios und werden bei den Währungen etwas zyklischer.

Asset Allocation Spezial­mandate EUR im März 2024

Relative Gewichtung gegenüber der Strategischen Asset Allocation (SAA) in % im Februar und März 2024 (Quelle: Zürcher Kantonalbank, Asset Management)

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