Darf's auch etwas mehr sein?
Eine deutliche Lockerung der Geldpolitik in den USA mit weiteren absehbaren Schritten sowie anhaltend hohe Fiskalausgaben werden «risky Assets» nach oben drücken. Deshalb passen wir unsere Positionierungen aktiv an dieses neue Umfeld an. Konkret: Aktien rauf, Obligationen runter.
Text: Stefano Zoffoli
Die weltweite Lockerung der Geldpolitik hat mit der ersten Zinssenkung seit 2020 in den USA einen zusätzlichen Boost erhalten. Bemerkenswert ist hierbei die Höhe des Zinsschritts: Diese lag mit 0,5% über dem Niveau, mit der in der Vergangenheit, Rezessionen ausgenommen, Zinssenkungszyklen eingeleitet wurden. Das Zinsniveau beträgt nun 5%. Gemessen an einer Inflation von rund 3% ist dies immer noch hoch. Allerdings haben die US-Währungshüter deutlich gemacht, dass ihr Fokus nun auf der Unterstützung des Arbeitsmarktes liegt – notabene bei einer aktuell moderaten Arbeitslosenrate von 4,2%. Dies lässt weitere Zinssenkungen bis Mitte 2025 auf ein normalisiertes Niveau von etwa 3% erwarten. Das Softlanding wird damit wahrscheinlich.
Pendel schwingt weiter in Richtung Aktien
Die Geldpolitik wird zusammen mit den nach wie vor ungebremsten Fiskalausgaben deutlich expansiv wirken. Selbst wenn in anderen Regionen das Ausmass an Stimulus weniger ausgeprägt sein wird oder in gewissen Ländern sogar Sparmassnahmen geplant sind, rechnen wir mit einem positiven Effekt auf die Aktienmärkte, was eine Aktienübergewichtung rechtfertigt.
Zwei Risiken sind jedoch zu beachten: Zum einen die Abschwächung der Firmengewinne und zum anderen eine möglicherweise zu optimistische Anlegerstimmung. Im Übrigen könnte ein solch expansives Szenario wieder Inflationsängste schüren. Aus diesem Grund sehen wir für USD-Anleihen kein unmittelbares Potenzial mehr.
Wie schätzen wir die Finanzmärkte aktuell ein, und wie sind wir positioniert?
Small Caps unter den Gewinnern zusätzlicher Geldliquidität
- Die Dominanz der US Large Caps aus dem IT-Sektor ist einmalig. Sechs Firmen vereinen inzwischen 20% der weltweiten Marktkapitalisierung auf sich. Dies ist grösstenteils fundamental untermauert, zum Beispiel im Q4 2023 mit einem sagenhaften Gewinnwachstum von 60% im Jahresvergleich.
- Das Gewinnwachstum wird sich nun aber abschwächen und die Grossen werden mit 20% verhältnismässig weniger stark wachsen als zuvor. Darum haben wir bereits diesen Sommer eine Rotation innerhalb des S&P500 in Richtung Mid Caps vorgenommen. Zusätzlich erachten wir nun Small Caps als potenzielle Gewinner tieferer Zinsen.
- Im Allgemeinen profitieren auch Schwellenländer von einer Zinslockerung in den USA. Dies ist ein weiterer Grund für die bestehende Übergewichtung, welche sich auch auf die Gewinnerholung abstützt.
Gold: Taktische Gewinnmitnahme
- Tiefere Zinsen stützen in der Regel den Goldpreis. Einiges ist jedoch bereits antizipiert worden: ein 6%-Anstieg allein im September und beinahe ein Plus von 30% seit Jahresbeginn in USD gerechnet.
- Taktisch realisieren wir deshalb die Gewinne aus unserer Übergewichtung seit Juli, wobei unsere strukturelle Einschätzung angesichts des Bedarfs nach alternativen Währungsreserven positiv bleibt.