Wie «Factor Investing» das Multi-Asset-Portfolio stärkt

Unabhängig von der Marktlage eine Überrendite erzielen – das ist möglich, wenn jene Unternehmen herausgepickt werden, die in den Faktoren «Value», «Qualität» und «Momentum» über­durchschnittlich abschneiden.

Autoren: Fabian Ackermann, Elias Lipp

Systematische Anlagestrategien können das Portfolio robuster machen (Quelle: istockphoto.com).

Der MSCI-World-Index bildet mit 1'480 Aktien die grössten börsenkotierten Titel der entwickelten Länder ab. Diese Menge an Unternehmen macht es Fondsmanager­innen und -managern, die auf einen fundamentalen Anlageprozess setzen, nahezu unmöglich, alle Titel im Detail zu analysieren. Deshalb wird, basierend auf unter­schiedlichen Kriterien, in der Regel frühzeitig eine grosse Anzahl an Titeln ausgeschlossen.

Unterschiede zur systematischen Anlagestrategie

Anders als bei der fundamentalen Anlagestrategie beurteilt ein systematischer Ansatz das gesamte Anlageuniversum fortlaufend nach gewissen Kriterien. Das «Stockpicking» übernimmt zumeist ein Algorithmus anhand eines gewissen Schemas und frei von jeglichen psychologischen Einflüssen. Absolut zentral dabei ist eine Datenbank, die den Kern der Aktienselektion bildet.

Bei einer systematischen Strategie wird gewöhnlich in regelmässigen Abständen ein sogenanntes Rebalancing vorgenommen, bei dem die Titel im Portfolio in einem vordefinierten Umfang ausgetauscht werden. Grundsätzlich bemisst sich die Anzahl Aktien nach dem definierten Tracking Error (Abweichung der Wertentwicklung eines Portfolios gegenüber seiner Benchmark) der jeweiligen Strategie. Ein tiefer Tracking Error erfordert ein grösseres Aktienuniversum im Vergleich zu einem höheren Tracking Error.

Faktoren unterliegen Zyklen

Bei der Ausarbeitung von systematischen Strategien - in diesem Fall Faktorstrategien - lohnt es sich, mehrere Faktoren im Modell zu integrieren. Im Asset Management der Zürcher Kantonalbank sind dies «Value», «Momentum» und «Quality». Der Vorteil einer solchen Multi-Faktoren-Strategie: Obwohl viele Faktoren historisch über einen ausreichend langen Zeitraum ein Alpha generieren konnten, unterliegen sie dennoch Zyklen. Das liegt unter anderem am kurzfristigen Denken vieler Investoren, was wiederum zu Zu- und Abflüssen führt, welche die relativen Bewertungen und somit auch die zukünftigen Renditen beeinflussen. Multi-Faktor-Strategien können diese Zyklen zu einem gewissen Grad abschwächen. Die nachfolgende Grafik veranschaulicht die Zyklizität der drei Stile «Momentum», «Value» und «Quality» im US-Markt.

Performance der Faktorgruppen «Momentum», «Value» und «Quality» in den USA (Quelle: aqr.com, Zürcher Kantonalbank per 31.01.2024)

Die Grafik zeigt, dass sämtliche Stile in den vergangenen 24 Jahren immer wieder kurzfristige Schwächephase aufwiesen. Insgesamt gab es allerdings nur drei Jahre, in denen alle Stile negativ waren. Um weitere positive Diversifikationseffekte zu erzielen, bestehen in unserem Multi-Faktor-Modell die drei Stile aus mehreren, ausgewählten Sub-Faktoren, denen allesamt definierte Entscheidungskriterien zugrunde liegen. Zu den wichtigsten Kriterien gehören z.B. eine tiefe Korrelation zum bestehenden Modell und hohe Evidenz über einen langen Zeitraum. Die ausgewählten Sub-Faktoren werden laufend überprüft und - falls notwendig - aus dem Modell entfernt. Auch wurden dem Modell im Laufe der Zeit immer wieder neue Sub-Faktoren hinzugefügt.

Verhalten von systematischen Strategien

Die beschriebenen Unterschiede führen dazu, dass systematische Strategien unter­schiedliche Eigenschaften aufweisen, was zum Beispiel am Performanceverhalten erkennbar ist. So zeigt die nachfolgende Grafik, dass die jährliche Brutto-Überrendite (Alpha, y-Achse) der globalen Aktienstrategie der ZKB, die nun seit gut 20 Jahren existiert, überhaupt nicht mit der jährlichen Aktienmarktperformance (MSCI World ex Switzerland, x-Achse) zusammenhängt. Die Korrelation beträgt 0,0. Gleichzeitig korreliert das Alpha (y-Achse) mit -0,1 negativ mit der jährlichen Performance des globalen Anleihenindex (Bloomberg Global Aggregate Bond Index, x-Achse).
 

Alpha (brutto) der globalen, systematischen Aktienstrategie im Vergleich zur absoluten Marktperformance von Aktien und Anleihen (Quelle: Zürcher Kantonalbank)

Durch diese Eigenschaften bereichert die systematische Strategie das Multi-Asset-Portfolio:

  • In der dunkelblauen Punktewolke besteht kein klarer Zusammenhang. Die Strategie performt somit unabhängig vom Marktumfeld an den Aktienmärkten.
  • Dasselbe Bild ergibt sich, wenn man das Alpha der systematischen Strategie mit Alphas ausgewählter fundamentalen Strategien vergleicht. Dies bedeutet aber nicht, dass langfristig eine Strategie zwingend besser sein muss als die andere. Im Gegenteil, es ist möglich, dass beide Ansätze langfristig ein Alpha liefern.
  • Die negative Korrelation des Alphas mit den Anleihenmärkten hilft, das Risiko-Rendite-Profil eines Multi-Asset-Portfolios zu verbessern.
  • In Jahren mit negativer Performance der Anleihen oder Aktienmärkte war das Alpha in der Regel positiv (2. Quadrant).
  • In Jahren mit negativem Alpha war die Performance der Anleihen und Aktienmärkte in der Regel positiv (4. Quadrant).

In einem Multi-Asset Portfolio lohnt es sich somit, systematische Aktienstrategien zu berücksichtigen, da sie maximale Drawdowns vom Gesamtportfolio reduzieren können und somit auch deren Volatilität. Dies führt schliesslich dazu, dass das Portfolio robuster wird und sich über verschiedene Alphaquellen diversifiziert.

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